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Justizzentrum am Wall

Geschichte des Gebäudes Am Wall 198

Bild der Hausnummer des Juztizzentrums

Ehemalige Polizeihaus Am Wall

Frontansicht des Justizzentrums

Das Polizeihaus Am Wall 201 wurde 1906-08 nach vorausgegangenem Wettbewerb nach Plänen von Carl Börnstein erbaut. Das Projekt steht im Zusammenhang mit der Verlagerung städtischer Ämter aus dem ehemaligen Stadthaus, um für das repräsentativere Programm des Neuen Rathauses Raum zu schaffen. Es wurden aus diesem Grund nach der Jahrhundertwende neben dem Polizeihaus auch das Staatsarchiv und das Standesamt an der Tiefer neu errichtet, wobei für die Wahl des Bauplatzes die Nähe zum Gerichtsgebäude letztendlich ausschlaggebend war.
Aus dem Zuschnitt des Bauplatzes ergab sich eine an ein Trapez erinnernde Grundfigur, dessen äußere Bebauung den Komplex vollständig geschlossen umschreibt und durch zwei Quertrakte den Hofinnenraum in drei kleinere Höfe unterteilte. Es wurde so ein Optimum an Raumausnutzung erreicht. Die Architektursprache benutzt einerseits für die Zeit gängige Zitate im Sinne einer architecture parlante - so evozieren die hohe Sockelrustika und das bossierte Mezzaningeschoß Wehrhaftigkeit, die den rundbogigen Eingang flankierenden Türme ein Stadttor an der Grenze zur Altstadt - andererseits machen die verputzten Langfronten mit ihrer sparsamen Gliederung durch Erker und Giebelaufbauten den Charakter moderner Verwaltung deutlich. Die einzelnen Architekturzitate, die teilweise nach dem Krieg beseitigt wurden (und seither die Eingangsfront wesentlich martialischer erscheinen lassen), sind dem Formengut deutscher Renaissance und des Frühbarock entlehnt. Die Veränderungen der Nachkriegszeit, vor allem anderen die Entfernung der reichen Giebelzier an den Fronttürmen und über dem Eingang und an der Ecke zum Gerichtshaus, sind ihrerseits vollendeter Ausdruck ihrer Epoche. Sie verfremden den historischen Altbau nicht, sondern ergänzen die baugeschichtliche Aussage.
(Hoffmann)